Konzentriert montiert André Goßler ein Stück Drahtgeflecht mit einem Tacker auf einen Holzrahmen, der mit allerlei natürlichen Materialien befüllt ist. Das Insektenhotel ist fast fertig. Die Befestigung, die er nun aufbringt, soll Vögel davon abhalten, die Nist- und Überwinterungshilfe für Schmetterlinge, Hummeln und Bienen zu plündern. In der Werkstatt der Barmherzigen Brüder im mittelfränkischen Gremsdorf, in der André Goßler arbeitet, werden rund 1.000 Insektenhotels in verschiedenen Größen pro Jahr gefertigt und verkauft. Einer der Abnehmer ist die N-ERGIE.
Die Benedikt-Menni-Werkstatt der Barmherzigen Brüder ist eine besondere. Aufgenommen werden Menschen, die aufgrund ihrer geistigen, seelischen und/oder körperlichen Beeinträchtigung nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können. Hier erhalten
sie eine Arbeit, die zu ihren Fähigkeiten passt.
Mehr als eine Erwerbsquelle
Die Werkstatt ist für die Menschen mit Behinderung weitaus mehr als eine reine Erwerbsquelle. „Wir möchten es den Menschen ermöglichen, am Arbeitsleben teilzuhaben, etwas zu erreichen – in der Gemeinschaft mit den anderen“, erklärt Werkstattleiter Detlev Troll. Möglich ist dies durch eine Beschäftigung in der Cafeteria, der Landschaftspflege, der Weberei, der Schreinerei und der Naturwerkstatt. Insgesamt arbeiten 250 Menschen bei den Barmherzigen Brüdern. Hergestellt werden in Gremsdorf unter anderem Tischkicker in den verschiedensten Größen und Varianten sowie selbst gewebte Teppiche. In der Naturwerkstatt fertigen die Mitarbeiter*innen verschiedene Nisthilfen, Futterhäuser und Wohnquartiere für Vögel,
Insekten, Fledermäuse und Igel.
Das Insektenhotel, das in verschiedenen Größen gebaut wird, ist besonders beliebt. „Gerade in einer Zeit, in der Umwelt- und Naturschutz immer wichtiger werden, sind nachhaltige und regionale Produkte wie unsere Nisthilfen sehr gefragt“, sagt Abteilungsleiter Reiner Stengel. Was viele Abnehmer*innen besonders beeindruckt: Von der Materialbeschaffung bis zum Verkauf sind die Mitarbeiter*innen hier an jedem Schritt beteiligt. Vom Erlös werden die Löhne für die Menschen bezahlt.
Bereits seit über zehn Jahren werden bei den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf Insektenhotels gefertigt. „Die Ursprünge gründen auf ein Schulungsprojekt aus dem Jahr 2009. Damals sollten sich die Beschäftigten der Arbeitsgruppe mit Werkzeugen und Maschinen der Holzbearbeitung vertraut machen und dazu jeweils einen bestimmten Vogelnistkasten bauen. Wir haben uns vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) Tipps geholt und aus Resten die verschiedenen Nisthilfen angefertigt“, erzählt Detlev Troll. Nach und nach stiegen jedoch die
Nachfrage und das Interesse der Beschäftigten an dieser kreativen Arbeit. „Daher haben wir die Produktpalette erweitert und konnten 2011 sogar eine neue Arbeitsgruppe in unseren eigenen Räumen einrichten, die jetzige Naturwerkstatt“, sagt Troll.
Aus regionalen Materialien
Hinter jedem Insektenhotel stecken einige Stunden Arbeit. Bei den Materialien wird auf Regionalität und Nachhaltigkeit geachtet. Die Bäume, die ein regionales Sägewerk weiterverarbeitet, stammen aus dem Steigerwald. Schrauben bezieht die Werkstatt von einem deutschen Hersteller, Schweißbahnen erhält sie von einer Firma aus Bamberg. Zahlreiche Hilfsmittel, Schablonen und Spezialmaschinen helfen dabei, die hohe Qualität
der Produkte zu erreichen und die Arbeitsschritte auf die Bedürfnisse der in der Werkstatt beschäftigten Menschen mit Behinderung anzupassen.
So geht’s: Ein Insektenhotel entsteht
Am Anfang steht die Materialbeschaffung. Für die Herstellung der Holzscheiben mit den Bohrungen werden Äste und Baumstämme von Laubbäumen verwendet. Die Äste werden auf Länge geschnitten und mit unterschiedlichen Lochdurchmessern gebohrt. Hierbei wird sorgfältig
darauf geachtet, dass die Bohrungen „sauber“ sind und keine Holzfasern abstehen. An diesen könnten sich die Bienen die Flügel beschädigen. Im Januar und Februar ernten die Mitarbeiter*innen Schilf an Weihern in unmittelbarer Umgebung von Gremsdorf. Es dient als Füllmaterial
für die Nisthilfen. Ein wichtiger Bestandteil sind außerdem Lehmsteinelemente, die selbst hergestellt werden.
„Wenn die Kunden dann begeistert sind, wissen wir: Das haben wir prima hinbekommen!“
André Goßler (arbeitet in der Werkstatt der Barmherzigen Brüder in Gremsdorf)
Am Ende wird der Rahmen befüllt, das Drahtgeflecht sowie Zierleisten werden angebracht und Schindeln auf dem Dach des Hotels befestigt. Wenn am Ende dann das fertige Produkt in den Verkauf geht und die Kund*innen zufrieden sind, macht das auch die Mitarbeiter*innen stolz. „Ich finde es toll, dass wir von der Materialbeschaffung bis zum Verkauf bei jedem Schritt unserer Produkte dabei sind“, erzählt André Goßler. Der 23-Jährige arbeitet seit einem halben Jahr in der Werkstatt. „Wenn die Kunden dann begeistert sind, wissen wir: Das haben wir prima hinbekommen!“
So kommen die Insektenhotels auf die Blühwiesen der N-ERGIE
Für jede Kilowattstunde, die die Kund*innen des regionalen Ökostromprodukts STROM PURNATUR der N-ERGIE verbrauchen, fließt ein Cent (netto) in Umweltprojekte in der Region. Eines dieser Projekte sind neue Blühwiesen auf fast 70.000 Quadratmetern in ganz Franken. Sie sollen einen Beitrag für mehr Biodiversität in der Region leisten. Im Bereich der Blühwiesen steht jeweils ein Insektenhotel aus der Gremsdorfer Werkstatt.



