Mehr als Sonnenenergie: Solarkraftwerke als Weideflächen

Photovoltaik-Freiflächenanlagen erzeugen nicht nur umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Strom, sie bieten auch Schutz und Weidefläche für Schafe. Barbara Gerstner vom Hof Bioarche Gerstner in Eysölden zeigt, wie gut sich die Erzeugung von Sonnenstrom und echte Bio-Tierhaltung vereinbaren lassen.

30. Juli 2021
Lesedauer: 6 Minuten
Autor des Artikels: Melissa Draa

Photovoltaik-Freiflächenanlagen bieten viel Platz für Tier und Natur

Rund 14 Hektar Weidefläche, ein schützender Zaun und ca. 28.000 PV-Module, die als Unterstand genutzt werden können: seit diesem Frühjahr bewohnt eine Schafherde das neue Solarkraftwerk entlang der A 9 bei Hilpoltstein. „Unsere Schafe können sich hier sehr frei bewegen“, erzählt Barbara Gerstner. „Der Zaun bietet genügend Schutz, so dass die Tiere hier den ganzen Sommer bleiben können.“ Aufgrund ihrer guten Erfahrung mit der Beweidung von Solarkraftwerken ist die 37-Jährige, die mit ihrer Familie den Hof Bioarche Gerstner in Eysölden betreibt, auf die N-ERGIE zugegangen, als sie von der neuen PV-Anlage erfahren hat. „Die Beweidung von PV-Anlagen ist eine super Chance.“

„Ein echter Bio-Betrieb“

Zwischen den Modulreihen leben die Tiere nun. Auch Hütehündin Coco kommt hier zum Einsatz. „Wir sind ein echter Bio-Betrieb und das Wohl der Tiere ist uns sehr wichtig“, sagt Barbara Gerstner. „Unsere Tiere halten sich fast ganzjährig im Freien auf.“ Der Stall ist lediglich noch Umschlagplatz für Tätigkeiten wie das Scheren. Die produzierte Wolle wird weiterverarbeitet, ebenso wird die Milch an regionale Gastronomiebetriebe, aber auch in einem kleinen eigenen Hofladen verkauft.

Insgesamt vier Schafgruppen besitzt Familie Gerstner in der Region.

Familie Gerstner möchte bedrohte Haustierrassen erhalten

Familie Gerstner beheimatet auf ihrem Hof viele bedrohte Haustierrassen: so auch das Krainer Steinschaf, das ungarische Zackelschaf oder die weißgehörnte Heidschnucke, die alle auch Platz auf der biodiversen Anlage bei Hilpoltstein finden. „Uns ist es besonders wichtig, diese seltenen Haustierrassen zu erhalten“, sagt Gerstner. So stamme das Krainer Steinschaf vom „Schweizer Torfschaf“ ab und sei somit eines der ältesten Schafrassen Europas. „Diese Rasse führt zurück bis in Ötzis Zeiten.“

Eine weißgehörnte Heidschnucke auf dem Solarkraftwerk.
Eine Anlage mit Biotop-Charakter: Auf dem Solarkraftwerk fühlen sich auch Insekten wohl.
Die verschmuste Hütehündin Coco, ein Strobel, durchstreift gerne die Modulreihen.

Solarkraftwerk Hilpoltstein: eine echte Win-win-Situation

„Die Fläche des Solarkraftwerks wird durch die Beweidung super genutzt und ist für alle Beteiligten ein Gewinn“, sagt Gerstner. So halten die Schafe die Vegetation auf der Anlage auf natürliche Art und Weise niedrig genug, damit keine Beschattung der PV-Module entsteht und gleichzeitig bietet die gesicherte Anlage den Schafen Schutz vor dem Wolf und genügend Weidefläche.

Insgesamt rund 60 Tiere leben in der Schafherde auf der Anlage entlang der A 9.
Die Herde sorgt für eine naturnahe Beweidung der Fläche.
Diesen Artikel teilen