Fährt man nach Baudenbach im mittelfränkischen Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim sticht er schon von Weitem ins Auge: Zwischen drei und vier Meter hoch steht im August der Hanf auf Markus Sandmanns Feld. Weit höher als der Mais direkt nebenan. Eine tolle Entwicklung seit Start des Blühpflanzen-Projekts und Aussaat im Mai. Nimmt man sich die Zeit, und schaut sich die Projekt-Fläche etwas genauer an, entdeckt man schnell weitere energie- und blütenreiche Pflanzen zwischen dem Hanf. Und es gibt noch mehr zu sehen: zwischen Mohrenhirse und Sonnenblumen tummeln sich bereits zahlreiche Hummeln, Bienen und Käfer. In den Spitzen der Hanfpflanzen machen es sich Spatzen gemütlich. Der gewünschte Effekt, nämlich eine positive Auswirkung auf die Tier- und besonders die Insektenwelt, scheint also einzutreten.
Markus Sandmann, dessen Hof mit eigener Biogas-Anlage direkt gegenüber liegt, ist zufrieden mit der Entwicklung. Bereitwillig führt er beim Presse-Termin die Besucher über sein Feld und erzählt bei der Besichtigung, warum er sich gerne am Projekt beteiligt:
Vielversprechende Entwicklung der Energiepflanzen
„Wir Landwirte wollen ja auch nicht stehen bleiben. Natürlich wollen wir auch Neues probieren – gerade in der Biogas-Branche, die ja keinen leichten Stand hat. Mir persönlich ist Biodiversität ein ganz großes Anliegen. Auch bisher habe ich beispielsweise um meine Mais-Felder Blühstreifen angelegt, um Insekten Nahrung anzubieten. Als Teilnehmer am Blühpflanzen-Projekt von N-ERGIE, Triesdorf und MER möchte ich das Engagement in der Richtung jetzt nochmal ausbauen. Neugierig bin ich auf die Ergebnisse – also darauf, was am Ende an Energie rauskommt“, erklärt Sandmann.
Norbert Bleisteiner, der das Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf leitet, begleitet das Projekt und steht den Landwirten beratend zur Seite. Auch er ist beim Vor-Ort-Termin in Baudenbach angetan vom Wachstum der Energiepflanzen. Nicht überall ist der „Veitshöchheimer Hanfmix“ so gut aufgegangen wie in Baudenbach. Die verschiedenen, insgesamt 20 Hektar umfassenden Flächen haben sich ganz unterschiedlich entwickelt:
„Unsere Beobachtungen der Blühflächen im ersten Jahr zeigen deutlich die Herausforderungen beim Anbau unter den anspruchsvollen klimatischen Bedingungen des aktuellen Jahres auf. Tolle Pflanzenbestände bis hin zur kompletten Neuansaat – alles ist mit dabei. In der Summe sind die Bestände aber vielversprechend. Wir sind gespannt auf die tatsächlichen Erträge und die Entwicklung der biologischen Aktivität“, sagt Bleisteiner.
Wie geht’s jetzt weiter?
Wenn das Wetter mitspielt wird Markus Sandmann noch im August ernten. Die MER und die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf stehen ihm dabei mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem begleiten sie die energetische Verwertung des Pflanzen-Materials. Dabei besonders im Fokus: der Energiegehalt – denn der ist dafür entscheidend, ob die Pflanzenmischung auch nach der Projektlaufzeit Chancen auf Einsatz bei den Biogas-Bauern hat.
Über die (mindestens) dreijährige Projektlaufzeit untersuchen die Experten außerdem zwei weitere Aspekte: einerseits, unter welchen klimatischen und regionalen Bedingungen die Blühpflanzen am Besten wachsen. Andererseits, welchen Effekt sie auf die Population von Insekten, Vögeln und Kleintieren sowie die Boden- und Grundwasserqualität haben. Dafür werden unter anderem Kameras an den Feldrändern aufgestellt, die das Wachstum der Insektenpopulation messen sollen.