Zweites Leben für gebrauchte E-Autobatterien
Auch wenn die Lithium-Ionen-Akkus nach mehreren Jahren nicht mehr genug Power für den Einsatz im Elektroauto besitzen, haben sie noch lange nicht ausgedient. Das Stichwort lautet hier „Second Life“. Wie so ein zweites Leben für gebrauchte Batterien aussehen kann, zeigt ein gemeinsames Projekt der Gemeindewerke Wendelstein Bürgerkraftwerk GmbH und der N-ERGIE Aktiengesellschaft. In enger Zusammenarbeit mit dem Erlanger Energiespezialisten Covalion entstand 2017 ein innovativer Batteriespeicher in Wendelstein.
Der Speicher hat eine Grundfläche von rund 75 Quadratmetern und besteht aus zwei vollklimatisierten Containern. Darin befinden sich das Herzstück des Speichers: fast 100 gebrauchte Batteriemodule aus Elektroautos erster Testflotten, die der Fahrzeughersteller Audi bereitstellt. Und deren Leistung kann sich immer noch sehen lassen: Zusammen weisen sie eine Speicherkapazität von einer Megawattstunde auf – genug, um rund 100 Haushalte einen Tag lang mit Strom zu versorgen.
Ausgleich für Netz-Schwankungen
Mit dem neuartigen Batteriespeicher in Wendelstein wird die Stabilität im Stromnetz sichergestellt. Die N‑ERGIE vermarktet mit der Anlage sogenannte Primärregelleistung. Diese kommt zum Einsatz, wenn unerwartete Schwankungen in der Stromeinspeisung oder -nachfrage auftauchen. Hierfür eignet sich der Batteriespeicher perfekt, denn die ausrangierten Batterien können auch sehr kurzfristig Energie liefern oder aufnehmen. Wenn also beispielsweise weniger Strom aus regenerativen Energiequellen wie Sonne und Wind gewonnen wird, gleicht der Batteriespeicher diese Schwankung aus und gewährleistet so eine sichere Stromversorgung in der Region.
Potenzial für Batterie-Recycling
Es wird erwartet, dass E-Autobatterien im „Second Life“ noch bis zu 20 weitere Jahre im stationären Speichereinsatz betrieben werden können und so einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten. Doch auch das zweite Leben der Batterien findet irgendwann ein Ende. Und was passiert dann? Ziel ist es, einen möglichst hohen Anteil der seltenen Rohstoffe wiederzuverwerten. Geeignete Prozesse werden derzeit erforscht. Wie die F.A.Z. berichtete, erprobt das belgische Unternehmen Umicore etwa anhand kleiner Lithium-Ionen-Akkus aus Elektrogeräten ein dreistufiges Verfahren. Damit können unter anderem bis zu 95 Prozent des im Akku enthaltenen Kobalts zurückgewonnen werden. Laut Umicore könnte eine vollständig aus recycelten Werkstoffen hergestellte Batterie den Energieaufwand für die Produktion um 50 Prozent reduzieren.

Auch wenn schon unterschiedliche „Second Life-“ und Recycling-Projekte zeigen, dass eine Weiterverwertung der Batterien sinnvoll möglich ist, bleibt unbestritten, dass es ein großes – bislang ungenutztes – Potenzial zur Weiternutzung gibt. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Umweltbundesamts, die unter anderem auch die Potenziale und gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Wiederverwertung von Autobatterien untersuchte. Nun gilt es, die Forschung und Entwicklung weiter voranzutreiben, um nicht nur für das zweite Leben, sondern auch für die Endverwertung der Batterien eine sinnvolle Lösung zu finden.